Martin Essl treffe ich im Uber Headquarter in Wien 1010. Er empfängt mich gleich an der Tür und führt mich herum. Eine eigene Rezeption gibt es nicht.
Wir befinden uns in einem klassischen Wiener Altbau, hohe Decken, hohe Fenster. Unternehmenseigene Sujets hängen den Wänden. Ansonsten wurde auf repräsentative Ausschmückung eher verzichtet. Die Einrichtung ist von IKEA. Das auffälligste Gestaltungselement, das sich durch alle Räumlichkeiten zieht ist die stylishe Lampenkonstruktion, bestehend aus sich überschneidenden Rahmen aus LED-lichtleisten. Geradlinig, keine Schnörksel. Das hier ist nicht darauf getrimmt zu imponieren, merke ich. Wahrscheinlich erfährt man dadurch mehr über die Unternehmenskultur und die Menschen, die hier arbeiten, als man es zugeben würde.
Es geht um die Idee – Martin Essl
Martin Essl ist ein offener und fröhlicher Mensch. Ein wenig abwartend und wohl überlegt. Das kommt mit seiner Position als Repräsentant von Uber Österreich. Einem Job, der wohl nicht zu den leichtesten Österreichs gehört.
Essl ist 1980er Jahrgang, geboren in der Steiermark. Nach dem Studium zieht es ihn in den asiatischen Raum – damals noch für Siemens und Sony Ericsson. Dann folgt Amerika, dann der Umstieg zu Twitter und letztlich die Ankunft bei Uber. Eine schöne Karriere, die sich auch mit seiner Spezialisierung ergeben hat.
Wie er das geschafft hat? Martin Essl ist keiner, der damit prahlt. Er freut sich, dass es geklappt hat und meint, dass letztlich alles mit grundlegenden Entscheidungen zu tun hat, die man trifft. Erst wenn man sich für etwas entschieden hat, dann kann es auch möglich werden. Nur dadurch, dass man für sich selbst einen grundlegenden Weg vorzeichnet, wird dieser Weg auch möglich.
Und dabei geht es nicht darum, dass man sich vornimmt seine ganz bestimmte Position zu erreichen, sondern viel eher um grundlegende Entscheidungen, wohin einen das Leben führen soll. Es geht um eine grundlegende Idee, die man verfolgt. Und daran scheitern wohl die meisten.
Über Visionen
Bei Uber geht es um den Transport von Menschen von A nach B. Doch die Vision, die Martin Essl verfolgt, ist eigentlich eine andere. Es geht um die Frage, wie wir zukünftig leben und uns fortbewegen wollen. Es geht um innerstädtischen Verkehr und die Frage ob jeder von uns in einer Großstadt einen eigenen Wagen benötigt. Und je mehr er spricht, desto klarer wird mir, dass zwischen A und B tatsächlich noch so manche andere Idee Platz hat.
Damit das so bleibt, evaluiert Martin Essl seine Tage. Nicht ständig, dafür aber regelmäßig. Das hält ihn auf Spur. Das hilft ihm dabei seine Vision auch zu verinnerlichen, zu hinterfragen ob der aktuelle Weg optimal gewählt wurde und was man daran verbessern kann. Dieses Hinterfragen ist eine dieser Tätigkeiten, möchte fast sagen Eigenschaften, die ihn auszeichnen und letztlich geeignet für seinen Beruf machen.
Martin Essl ist einer, der die Welt nimmt, wie sie ist und sie zu einer besseren machen will. Er ist einer, der aus jeder Situation fast instinktiv versucht das Beste herauszuarbeiten. Das wird mir bald klar. Wäre er jemand, der ausnahmslos auf seinem Standpunkt beharrt, wäre er in diesem Job auch nicht richtig.
Martin Essl von Uber im #WORKINGPEOPLE Portrait
Heutzutage würde man diese Einstellung wohl als Teil des Startup-Spirits bezeichnen. Die berühmte Alles-ist-möglich-Denke. Tatsächlich ist es aber eine zutiefst alte stoische Einstellung, die Welt so akzeptieren, wie sie ist, zu unterscheiden, was davon man verändern kann und dies auch noch zu tun.
Das fast schon karge Büro in der Wiener Innenstadt, merke ich, gibt ihm und seinen Kollegen dabei den Rahmen vor. Da ist kein Raum für Ablenkung. Und darin sitzen Menschen, welche die hohen weißen Wände ausfüllen wollen – mit ihren Ideen und ihrem Einsatz. Von Uber mag man halten, was man will. Ihren Zugang finde ich aber gut.
— ENDE —