Irgendwann, wenn man Erfolg hat, sieht kaum einer, was man dafür tun musste um so weit zu kommen. Die vielen Stunden, die man gratis gearbeitet hat, nur um den Job richtig gut abzuschließen. Die durchgearbeiteten Nächte, während die anderen Party machen waren. Die Wochenenden auf der Uni, während ausschlafen auch mal gut gewesen wäre. Die Tage und Wochen, die man in die Verbesserung der eigenen Skills investiert hat, ohne, dass auch nur ein einziger Euro dafür herein kam. Die schlecht bezahlten Jobs, die einem dabei halfen über die Runden zu kommen. Die Wochen und Monate, die man völlig übermüdet die Stunden hinter sich gebracht hat.
Und wenn sich rückblickend eine rote Linien durch den Lebenslauf zieht und letztlich jeder Zwischenschritt auf irgendetwas einzahlt, vergisst man auch zu gerne, wie mühsam es war und wie viele Opfer dafür notwendig waren, damit man weiter kommt im Leben – wohin auch immer. Vor körperlicher Arbeit schmerzende Glieder, rauchende Köpfe, frustrierende Ereignisse und enttäuschende Erlebnisse werden zu weiteren Anekdoten, ebenbürtig den schönen und lustigen Erfahrungen von durchgefeierten Nächten und Reisen zu exotischen Orten.
Und je älter man wird, desto mehr vergisst man. Die Geschichte ist nur noch verschwommen. Monate und Jahre werden zu einem durchgehenden Verlauf, bei dem nicht klar ist, was man denn nun eigentlich selbst erlebt hat und was einem mal jemand erzählt hat. Und man erinnert sich nur dunkel daran, wer man mal früher war und wie man zu dem geworden ist, was man heute ist.
Über den Erfolg der Bea Leeb
Irgendwann im vergangenen Dezember telefonierte ich mit Bea Leeb. Und ganz nebenbei, während wir eigentlich noch über andere Themen sprachen, erzählte sei mir, dass sie in der Vorweihnachtszeit am Naschmarkt an einem Stand Fisch verkauft. Das sei zwar nicht etwas, das sie schon mal gemacht habe. Es passe aber gut, weil sie mit ihrem Vater immer gerne fischen war und ihr das Thema nicht fremd sei.
Sie erzählt es ganz beiläufig und doch merke ich an ihrer Stimme, dass sie meine Reaktion abwartet. Für mich wirkt es als ob sie Angst hat, dass ich sie verurteilen könnte, weil sie nach einem Jahr Selbständigkeit als Beraterin mit dem besonderen Twist, eine unfreiwillige Auftragspause dazu nutzt, anderweitig Geld zu verdienen. Der Geldpolster, den sie sich zuvor aufgebaut hatte, reicht eben nicht ewig.
Damit Bea Leeb nicht vergisst
Und während ich noch über ihre Worte nachdenke, reagierte ich auf die einzig mögliche Art, wie man in dieser Situation reagieren kann. Ich beglückwünsche sie dazu und finde es gleichzeitig ganz cool, dass sie den Aushilfsjob macht. Bea war gekommen um zu bleiben. Was machte es schon – betrachtet über die Zeitspanne eines ganzen Lebens – wenn sie mal ein paar Wochen lang etwas macht, das nicht zu ihrem sonstigen Berufsplan passt?
Ich erzähle diese Geschichte, weil es wichtig ist zu wissen, aus welchem Holz jemand geschnitzt ist. Menschen, die Probleme lösen, gehören engagiert. Jemand der anpackt, der erschafft Mehrwert. Jemand, der sich nicht abschrecken lässt, der macht Unmögliches möglich. Ich selbst wünsche mir auch Geschäftspartner, die nicht einfach nur reden, sondern für ihre Sache brennen und nicht davor zurückschrecken sich die Hände schmutzig zu machen.
Ich erzähle diese Geschichte, weil es wichtig ist, für einen selbst, dass man weiß, was man am Weg bereits erlebt hat und welche Abzweigungen man letztlich nehmen musste um zum Ziel zu kommen.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich will, dass Bea Leeb nicht vergisst, wenn sie dann eines Tages von ihrem Beruf gut leben kann.
— ENDE —