Die Jahre sind auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen, seitdem wir einander das letzte Mal gesehen haben. Und doch scheint Maz Hobiger nichts von seiner Power eingebüßt zu haben. Wenn man mit ihm spricht hält es ihn in einer Position nie länger als 30 Sekunden. In unserem Gespräch springen unaufhörlich von einem Thema zum anderen und ständig hat er den Mund offen, ständig hat er eine neue Geschichte zu erzählen. Berufskrankheit wahrscheinlich. Und doch hört er auch aufmerksam zu.
Maz Hobiger ist Morgenmoderator bei Radio Energy und gut drauf, wenn die meisten von uns noch immer schlafen. Das wär nichts für mich, denk ich mir während er von seiner Morgenroutine erzählt, denn ich bin eher Nachteule als Morgenmensch.
„Mein Arbeitstag beginnt eigentlich schon am Vorabend, indem ich mir die Kleidung herrichte, die Kaffeeekapsel in die Maschine hinein gebe, die Zeitschaltuhr für den Elektrostrahler einstelle. Ich gehe gegen 21.00/22.00 schlafen und stehe um 04.15/04.30 wieder auf.“
„Es muss alles durchgeplant sein. Jede Minute, die mich in der Früh stören könnte ist eine Minute zu viel. Ausserdem gibt es dafür auch einen beziehungstechnischen Hintergrund: Du kannst nicht neben der schlafenden Freundin anfangen deine Sachen zu suchen. Das würde die Beziehung schwer in Gefahr bringen.“
Auch bei Maz Hobiger gibt es schlechte Tage
„Ein guter Host einer Show ist ein gut bezahlter Freizeitaktivist. Ich muss ja den Menschen auch was persönliches bieten, weil sonst wäre ich ein Nachrichtensprecher, der nur Informationen erzählt. Ich bin aber im Unterhaltungsbereich tätig. Wenn ich jeden Tag nach der Arbeit nur zuhause sitze und um 21.00 schlafen gehe, würde das klingen als wäre ein Buchhalter auf Sendung. An manchen Abenden gehe ich deshalb auch fort, wenn es eine Veranstaltung gibt, die mich interessiert. Ich habe gelernt – und das war ein langer Prozess – dort nicht auf die Uhr zu sehen sondern den Abend zu genießen. Am nächsten Tag bin ich dann etwas mehr müde.“
„Unser Job ist nicht schwer. Der Unterschied zu anderen Jobs ist, dass wir zu einer bestimmten Uhrzeit voll da sein müssen. Wo hingegen bei einem Bürojob der Tag so manches Mal langsamer starten darf, wenn man etwa am Vorabend länger unterwegs war. Das können wir im Radio einfach nicht. Das Mikro geht an und dann musst du da sein und lustig sein und funktionieren. Der erste Teil meines Arbeitstags ist deshalb auch sehr stressig.“
„Warum ich meinen Job liebe? Weil er mich am Puls der Zeit hält. Das weiß ich am allermeisten zu schätzen. Du hast mit so vielen Dingen zu tun und bist nicht in einem monotonen Tunnel drinnen – Alltagsgeschichten, Innenpolitik, Aussenpolitik, Gesellschaft, Society, und, und, und. Alles ist dabei. Du musst dich mit dem echten Leben auseinander setzen. Und dafür würde ich auch um 2 in der Früh aufstehen. Ob ich das für einen Bäckerjob machen würde? Ich weiß es nicht.“
Ob es denn schwer sei, immer gut drauf zu sein, frage ich Maz und bekomme an dieser Stelle – so wie immer wieder im Laufe unseres Gesprächs – eine tiefsinnige und gleichzeitig höchst pragmatische Seite seiner Persönlichkeit zu sehen.
„Es gibt nicht nur gute Tage. Wenn etwas schlimmes passiert und du bist zwei Stunden später auf Sendung, dann ist es zwar heftig, aber es gehört dazu. Ich habe dann zwei Möglichkeiten, wenn ich nicht gut drauf bin: Entweder ich teile das mit den Hörern – die erfahren dann, dass ich nicht gut drauf bin und warum. Das ist aber nur beschränkt möglich, denn wie kommt etwa die alleinerziehende Mutter, die gerade im Auto fährt, mit zwei Kids auf der Rückbank, meine schlechte Laune zu übernehmen? Meine Aufgabe ist ein gute-Laune-Lieferant zu sein.“
„Möglichkeit zwei ist das ganze professionell zu überspielen. Beides finde ich professionell. Den Kopf in den Sand zu stecken wäre es aber nicht. Schlechte Tage gehören einfach dazu. Würde ich mich immer verstecken, wenn etwas passiert ist, dürfte ich die Hälfte der Zeit nicht im Radiostudio sein!“
Es gibt keine Trennung zwischen Leben und Beruf – für manche
Wenn ich auf mein bisheriges Arbeitsleben zurück schaue, bin ich mir sicher, dass es keine eindeutige Trennung zwischen Beruf und dem restlichen Leben geben kann. Ich habe immer für meinen Beruf gelebt und ihn auch in mein Privatleben hinein gelassen. Meine Kollegen wurden zu Freunden und haben mein Leben bereichert. Genauso konnte ich auch immer meine Erfahrungen aus dem Privatleben auch beruflich gut einsetzen.
Meiner Meinung nach gibt es deshalb nur ein „All in“. Ohne das eine kann das andere nicht erfolgreich existieren. Jedes Mal, wenn ich mich nicht voll auf meinen Beruf eingelassen hatte, war ich darin auch nicht erfolgreich.
Maz Hobiger formuliert es so: „Um den Job lange und gut machen zu können muss man auch ein wenig aufmachen und zulassen, dass die anderen mehr von dir sehen. Man muss den Job auch ein wenig zur eigenen Familie werden lassen.“
„Mein Vorteil ist: das hier ist für mich Therapie. Nach 15 Jahren in diesem Sender habe ich meine Familie hier um mich herum. Der zweite Part ist, dass ich meine Persönlichkeit rauslassen kann. Mir wird hier ein Ventil geboten. Ich nutze meine Arbeit als eine Art Ausgleich für mein Privatleben.“
Schön für ihn, dass er sich eine solche Symbiose erarbeitet hat. Eine Geschichte, die für meine Begriffe nur selten einfach so passiert. Und so glücklich wir uns beide schätzen, unsere Jobs zu machen, so sicher sind wir uns auch, dass viele andere dieses Glück nicht haben.
„Es ist gut den Anspruch zu haben, dass man im Leben einen Job hat, der einen erfüllt. Aber nicht alle Menschen werden das tun können, was ihnen Spaß und Freude macht. Diejenigen, die in ihren Jobs keine Erfüllung finden, sollten deshalb unbedingt in ihrer Freizeit etwas tun, das sie erfüllt.“ Da kann ich ihm nur zustimmen.
— ENDE —