Hättest du dir je gedacht, dass du jemals als Dragqueen leben und arbeiten würdest?
Nein, niemals, sagt Samantha Gold ohne umschweife. Vor diesem hatte ich ein anderes Leben, einen anderen Wohnort, einen anderen Beruf. Dass alles anders kam, war letztlich einem Impuls zu verdanken.
Vor ein paar Jahren war ich als Besucherin am Tuntenball in Graz und wurde gefragt ob ich mich nicht für die Miss-Wahl aufstellen lassen will. Ich sagte aus Spaß zu, ohne wirklich daran zu denken, dass ich es werden könnte.
Danach fügte sich ein Schritt an den anderen. Die Leute von Olivia Jones meldeten sich bei mir und luden mich zu einem Vorstellungsgespräch ein. Ich wechselte meinen Wohnort. Und so arbeite ich heute in ihrer Bar und betreue und unterhalte unsere Gäste.
Samantha Gold – eine Diva zum Anfassen
Wäre ich dem Alter Ego von Samantha Gold – vor ihrer Wahl zur Miss-Tuntenball – ganz ohne ihren pompösen Auftritt, auf der Straße begegnet, hätte ich wohl nicht erraten, was (und wer) aus ihr mal werden würde.
Samantha Gold steht für verruchten Glamour. Sie ist die beste Freundin, die Dinge beim Namen nennt und dabei süffisant lächelnd an ihrem Sprudel nuckelt. Sie ist die Diva mit Straßeneinschlag, die Busenfreundin, bei der du dich auskotzen kannst, wenns mal nicht gut rennt, dafür aber auch alle High-Times mit ihr abfeierst, als ob es kein Morgen gäbe.
Samantha Gold ist wie dieser Lebensstil, auf den jeder im Katalog oder dem Society Magazin schaut, den sich aber die meisten nicht aussuchen. Sie ist wie eine Fleisch gewordene Barbie-Puppe – voll in ihrer Rolle, aber dann doch ganz realitätsnah zum Anfassen.
Unser Treffen in Hamburg
Vor unserem Treffen in Hamburg kannte ich Samantha Gold nur von einem kurzen Telefonat. Wir vereinbarten, uns bei ihr zuhause zu treffen – Souterrain in einer gemütlichen Hamburger Wohngegend. Drei Katzen kugeln in der Gegend herum. Viele Fotos schmücken den Eingangsbereich – Familie, ihr Hochzeitsfoto, ihre großen Vorbilder Whitney Houston und Adele. Daneben ein Bild von Domenica Niehoff – Deutschlands bekannteste Prostituierte und eine Hamburger Ikone. Ich merke, da ist jemand heimisch geworden.
Wir reden viel über die Zeit davor und wie es jetzt ist. Über die Zukunft lässt sich nicht viel sagen, ausser, dass spannende Projekte wohl auf sie warten. Sie ist fast fertig gestyled. Ihr Lebensgefährte und Mann, der sich um die Outfits kümmert, hilft auch jetzt bei den letzten Vorbereitungen.
Gemeinsam fahren wir zur „Großen Freiheit“ – einer der bekannten Hamburger Fortgeh-Locations, einen Steinwurf von der Reeperbahn entfernt. Wir betreten die Olivia Jones Bar. Bussi Bussi mit den harten Jungs an der Tür. Bussi Bussi drinnen, mit Kollegen und den ersten Stammgästen.
Wo sonst Schlager den Raum ausfüllen ist es noch ziemlich still. Es ist noch früh am Abend. Ein kurzer Blick auf die Location genügt mir um meinen Fotospot zu finden: Es ist eine Nische, in der Samantha Gold Platz nimmt. Wenn sie sich in Pose wirft sieht sie aus, wie eine extravagante Puppe in ihrer Verpackung. Ein exzessiver Lebensstil, den man sich in einem Geschäft kaufen könnte, es aber nicht tut. Ihr steht das aber gut. Sie hat Spaß dabei.
— ENDE —
Samantha Gold ist mit diesem Beitrag zum Teil meiner #WORKINGPEOPLE Fotoserie geworden.