Sie sind schwer zu führen, Frau Wirl, soll ein ehemaliger Chef mal zu ihr gesagt haben. Sie erzählt das mit einem breiten Grinsen und gibt ihm Recht um gleichzeitig auch zu erwähnen, dass er derjenige war, der am besten gewusst hat, wie und wo man sie richtig einsetzen kann. Barbara Wirl ist jemand, der die Herausforderung sucht, jemand, der etwas bewegen will und von der Abwechslung lebt. Das muss man erstmal verstehen und steuern können.
Die typische Karriere der Barbara Wirl
Barbara Wirl mag man oder man fühlt sich von ihr überfahren. Manchmal fühlt man sich auch überfahren obwohl man sie mag. Aber, das ist ok. Denn das Energiebündel mit dem Dauergrinser scheint so manches Mal in mehrere Richtungen gleichzeitig zu wollen, was die Auseinandersetzung mit ihr spannend macht.
„Ich hätte durchaus was anderes werden können, wenn die Umstände anders gewesen wären“, meint sie etwas abwartend um dann noch schnell nachzulegen „…und ich wäre auch dabei glücklich gewesen.“. Ich glaube es ihr und muss mich in dies Rolle nichtmal hinein versetzen, weil ich es mir für mich ebenso vorstellen könnte. Der Werdegang von Barbara Wirl ist aber durchaus einmalig.
Geboren in eine Bäckerei-Familie war sie nach der Matura fest entschlossen Chemikerin zu werden. Nach dem Doktor-Titel und ein paar Jahren Arbeitserfahrung beschloss sie aber, dass dieser Weg doch nicht der Richtige ist und widmete sich verstärkt der Bäckerei, machte die dazugehörige Prüfung und leitete das Familienunternehmen bis es irgendwann Zeit wurde weiter zu ziehen. Der Pharma-Bereich brachte nicht die erhoffte Erfüllung. In einer österreichischen Handelskette fühlte sie sich einige Jahre lang zuhause, weil sie spannende und vielfältige Aufgaben verantworten durfte. Nach der Babypause war dann aber Schluss, weil man ihr keine relevanten Optionen geboten hat.
Heute ist Barbara Wirl Fotografin und scheint in ihrem Lieblingsberuf angekommen zu sein. Aus ihrem Hobby entstand ihre Selbständigkeit. Ihre Leidenschaft trägt sie jeden Tag mit sich herum und ihre Kunden spüren das. Nun ist sie ihr eigener Chef und arbeitet daran sich selbst zu führen. Wahrscheinlich die beste aller Möglichkeiten.
Wohin uns die Karriere führt
Lange habe ich gebraucht um mich von der falschen Umschreibung der „richtigen“ Karriere loszusagen. Das ist die Karriere, die auf imaginären Stufen immer weiter nach oben führt, immer eine Ebene hinter sich lässt um die nächst höhere zu erklimmen. Das ist die Karriere, die Generationen vor uns dazu gebracht hat ein ganzes Leben lang in einem Betrieb zu verweilen und nicht ernsthaft daran zu denken, dass man es wo anders schaffen könnte, dass man wo anders sein Glück finden könnte. Das st die Karriere, die letztlich unglückliche Menschen geschaffen hat, die sich für ihr Seelenheil letztlich ein anderes Ventil suchen und jeden Tag ihre Arbeit mit immer weniger Einsatz machen.
Diesen Weg sehe ich für mich nicht. Ganz wie Barbara Wirl bin ich nicht bereit meine Zeit irgendwo abzusitzen und darauf zu warten, dass die Zeiten besser werden. Ich habe immer versucht meine Situation zu verbessern, mir eine Aufgabe zu suchen, die Sinn macht und mich erfüllt. Und damit lande ich bei der viel richtigeren Idee einer gelungenen Karriere.
Es ist die Suche nach dem guten Leben, die uns antreiben muss. Wohin uns die „Karriere“ führt ist letztlich ganz egal, solange wir dabei die jeweils bestmögliche Variante für uns finden. Es geht nicht darum, dass es einen ultimativ und objektiv besten Karriereschritt geben muss (und kann). Sondern die Version, die gerade für uns in unserer Situation am besten passt. Es geht darum, dass wir den nächsten Schritt setzen, der uns wieder glücklich macht. Erst dann können wir unsere Arbeit auch über einen langen Zeitraum gut machen. Erst dann können wir ein erfülltes Leben haben.
— ENDE —
Barbara Wirl ist mit diesem Beitrag zum Teil meiner #WORKINGPEOPLE Serie geworden.